Vorstandssprecher Manfred Marschall mit Dr. Joachim Schwein, Claus Regenfuß & Hans Boie Biermann
(v. links nach rechts)
„Liebe RTVèr, liebe Gäste,
ich freue mich, heute an unserem vorletzten offiziellen Termin so viele Mitglieder begrüßen zu dürfen. Insbesondere freue ich mich, dass heute auch einige unserer passiven Mitglieder anwesend sind.
Da wir uns ja auch ständig verjüngen, kennt man nicht mehr alle, so dass ich unsere treuesten Mitglieder gerne einmal kurz vorstelle:
Das sind:
Dr. Joachim Schweim,
Hans Boie Biermann und
Claus Regenfuß
Der Grund meiner Freude ist ganz einfach. Wir dürfen 3 Mitglieder für 70- und 60-jährige Mitgliedschaft ehren. Das ist etwas ganz Besonderes, weil
a) Nur ganz wenige Mitglieder so treu zu ihrem Verein stehen und
b) Ein Tennisverein auch das alter haben muss, um so lange Mitgliedschaften zu ermöglichen.
Wer rechnen kann weiß, dass der RTV im nächsten Jahr, 2019, 125 Jahre alt wird. Auf so ein hohes Alter können nur wenige Vereine in Deutschland und in Schleswig-Holstein kein weiterer Verein zurückschauen.
Ich sagte eben, dass nur ganz wenige Mitglieder ihrem Verein – insbesondere nach der aktiven Phase – die Treue halten. Das ist bei den hier anwesenden Herren, bzw. Vereinsmitgliedern, anders. Sie sind dem Verein treu geblieben. Sie unterstützen ihren Verein seit 1948 bzw. 1958 ideell und finanziell. Das ist ein Grund Danke zu sagen. Danke für so viel Treue. Danke für die lange Zeit.
Diesen Dank spreche ich mit großer Ehrfurcht gerne für alle hier anwesenden aber auch nicht anwesenden Vereinsmitglieder des RTV aus.
Sie haben, bzw. ihr habt Tennis zu einer Zeit gespielt als die Welt noch anders war.
Der schreckliche Krieg war zu ende, Deutschland in jeder Beziehung am Boden. Der Tennissport war damals gerade ca. so alt, wie Sie Mitglied sind.
In dieser langen Zeit haben Sie einschneidende Entwicklungen des Tennissports schlechthin und im RTV miterlebt. Aus einer elitären Freizeitbeschäftigung ist eine wunderbare Sportart geworden. Eine Sportart, die sich in den 70er Jahren geöffnet hat.
Um mal eine Zahl zu nennen: 1971 hatte der Deutsche Tennisbund ca. 350.000 Mitglieder und 10 Jahre später ca. 1,3 Million. Der RTV hatte 1979 303 Mitglieder. Dank Borris Becker und Steffi Graf hat sich der Tennissport zum Breitensport entwickelt. Und das war eine gute Entwicklung, denn darum können sich mehr Menschen, Sportler und Tennisspieler an diesem schönen Sport begeistern.
Auch der RTV hat diese Entwicklung durchgemacht. Von einem früher „ganz elitären Verein“ der Rendsburger Gesellschaft ist ein Verein geworden, der für jeden Tennisinteressierten offen ist. Heute braucht man keine zwei Bürgen mehr um in den Verein aufgenommen zu werden. Und das ist auch gut so!
Sie, meine Herren, haben durch ihre Treue und langjährige Mitgliedschaft unterstrichen, dass Sie diese Entwicklung nicht verurteilen, sondern gutheißen.
Sie haben sich zwar auch vom Golfvirus anstecken lassen, haben aber trotzdem dem Tennissport und dem RTV nicht den Rücken zugekehrt.
Als du, Joachim und Sie Herr Regenfuß 1948 in den Verein eintraten, waren viele hier Anwesende noch gar nicht geboren. 1948 wurde der Marschall Plan in Kraft gesetzt.
1948 wurde Ludwig Erhard Direktor der Wirtschaftsverwaltung – unsere Verfassung ist ja erst ein Jahr später, am 23. Mai 1949, in Kraft getreten.
Die UDSSR hatte zu dieser Zeit die „Berlin Blockade“ errichtet. Und diese beiden Herren standen da schon auf dem Tennisplatz.
Nur 10 Jahre später auch Sie Hans Boie Biermann, in einer Zeit, in der Theodor Heus, Nikita Chruschtschoff und Charls Degaulle die Politik prägten.
Gestatten Sie mir, dass ich einen kleinen Abstecher mache. 1958 hatten wir auch schon ein Flüchtlingsproblem. 200.000 aus Mitteldeutschland flüchten aus der sowjetischen Zone. Das haben wir geschafft.
Und nun zurück zu Ihnen, zum Tennis.
Ende der 40er Jahre wurde beim RTV die erste Jugendmannschaft gegründet. Dein Bruder, Joachim, aber auch ihr, spielten in Schleswig-Holstein eine große Rolle. So wurde auch an den deutschen Jugendmeisterschaften – und das erfolgreich – teilgenommen. Ihr wart viele Jahre in der Oberliga Schleswig-Holstein und Hamburg vertreten. Der RTV hatte gute Tennisspieler zu verzeichnen.
Wenn ihr gespielt hattet, waren sonntags 20 – 30 Zuschauer anwesend. Der Sonntag wurde auf dem Tennisplatz verbracht. Die Schweims und Regenfuß haben sich harte und spannende Matches geliefert.
Die Vereinsmeisterschaften hatten einen hohen Stellenwert, wie überhaupt der sportliche Wettkampf. Der hat sogar dazu geführt, dass die Eltern der spielenden Söhne, Claus Regenfuß und Joachim Schweim, sich mit Regenschirmen traktiert und erzürnt haben, während die beiden Spieler sich nach dem Spiel sportlich die Hand gegeben haben.
Claus Regenfuß ist durchaus als Urgestein des RTV zu bezeichnen. Seine beiden Tenniskollegen, Joachim Schweim und Hans Boie Biermann, waren etwas zurückhaltender.
Klaus Regenfuß wurde mir als pfiffiger und raffinierter Tennisspieler beschrieben, der es in einem Punktspiel verstand, nach einem verlorenen Satz mit 6:4 und 0:3 Rückstand im zweiten Satz beim Seitenwechsel seinem Gegner so zu verunsichern, in dem er sagte, von nun an gewinnst du kein Spiel mehr, was denn auch so geschah. Unglaublich.
Aber nicht nur auf dem Platz, auch nach dem Spiel, am Tresen ist Klaus Regenfuß zur Hochform aufgelaufen. Wenn Mannschaften in Schleswig-Holstein unterwegs waren, wurde manchmal gefragt, seit ihr der Verein in dem auch Claus Regenfuß spielt? Der Mann hat Öffentlichkeitsarbeit für den RTV gemacht.
Hans Boie Biermann ist 10 Jahre später in den RTV eingetreten und hat sich da etwas zurückgehalten. Sicher auch, weil Sie einfach ein anderer Typ sind.
Lange, und mit viel Freude, haben Sie im Doppel mit Klaus Utermann, Klaus Illemann, Uwe Hansen, Hans Peter Korb und Lemmi Leptin gespielt. Sie sollen einen gewaltigen „Bums“, einen strammen Ball gespielt und einen riesen Aufschlag gehabt haben. Nicht schlecht!
Wenn Sie drei an ihre Tenniszeit zurückdenken, können Sie uns bestimmt viel berichten. Ob über die Holzschläger bis hin zu High- tech Schlägern und Besaitung, dass Balljungen auf dem Platz waren oder über das Outfit.
Die Tenniskleidung hatte damals ohnehin einen hohen Stellenwert. Ulli Rotermund (Sohn von Beate Uhse, der hier die Waldorfschule besuchte) wurde vom Platz gejagt, weil er schwarze Sportsocken anhatte.
Obwohl der Verein eine gute Mitgliederstruktur hatte, finanziell potente Mitglieder, war es dennoch selbstverständlich, viele Arbeitsstunden zu leisten für die Platzherrichtung und Bau des Vereinsheims. Man hat sich mit seinem Verein identifiziert.
Sie haben das alles mitgemacht, gekämpft, gesiegt, verloren, Spaß und Freude gehabt. Sie haben auf dem Tennisplatz gelebt. Ihnen hat der Tennissport und der RTV viel gegen und Sie haben Ihrem Verein viel zurück gegen und sind ihm treu geblieben. Sie haben sich auch durch Ihr Engagement beim Golfsport nicht davon abhalten lassen, dem RTV treu zu bleiben.
Dafür sagen wir heute an dieser Stelle danke. Danke für soviel Durchhaltevermögen.
Als Dank und Anerkennung überreichen wir Ihnen eine Urkunde und ein Bild, dass Sie sichtbar an diese schöne Zeit erinnern soll.
Ihr Manfred Marschall „